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  • AutorenbildI.am. Eleria

Überforderung

Aktualisiert: 18. Mai 2023

An manchen Tagen ist mir einfach alles zu viel. Jede Kleinigkeit überfordert mich, es braucht nur ein unerwartetes Hallo oder wie geht‘s dir und in meinem Kopf klingeln alle Alarmglocken. Ich weiß nicht warum das so ist, ich weiß nur, dass es manchmal richtig scheiße ist. Ich hab das Gefühl ich laufe dem Leben hinterher, ich laufe immer schneller, immer schneller, aber ich kann es nicht einholen. Alle Anderen ziehen mühelos an mir vorbei, alle Anderen meistern die, für mich schwierigen, Situationen ohne Probleme und ich, ich fühle mich als wäre ich zu dumm dafür. Es gibt aber auch Tage an denen geht alles, es ist kein Problem. Ich lebe mein ganz normales Leben arbeiten kommen nach Hause, mach den Haushalt treffe mich mit Freunden plane irgendwas schönes oder machen mir selber einen schönen Abend zu Hause, geh zeitig ins Bett und da gibt es auch Tage an denen ich schon mit dem Gedanken aufwache: „Wie soll ich die Arbeit schaffen??“ Natürlich schaffe ich die Arbeit, ich will keine Schwäche zugeben, ich will niemandem erklären müssen warum ich nicht arbeiten kann. Trotzdem fällt mir die Arbeit dann nicht leicht. Jede Minute habe ich dieses Gefühl, dass jeden Moment der eine Tropfen kommen kann der das Fass zum Überlaufen bringt. Dass ich vollkommen blockiert bin, mich gar nicht mehr bewegen kann, überrollt von der Überforderung. Am Ende komme ich dann nach Hause und mir ist nur nach Heulen zumute. Direkt ins Bad, wasche meine Hände, weil ich das immer so mache, aber jeder einzelne Schritt Richtung Badezimmer fühlt sich immer schwerer an. Ich hab Durst und vermutlich mal wieder zu wenig getrunken aber reicht die Kraft um noch eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank zu holen oder trink ich direkt aus dem Wasserhahn? Dann müsste ich zumindest ein Glas weniger spülen... Und dann, dann sitze ich da und warte auf den nächsten Tag ohne Hoffnung, dass er besser wird. Schaue mich um, ich sehe das Chaos meiner Wohnung, ich weiß was gemacht werden muss, aber ich schaffe es nicht eine Sache nach der anderen zu machen. In meinem Kopf überschlagen sich die ToDo's, sie türmen sich auf zu einem riesigen Berg und ich hab das Gefühl darunter zu ersticken. Wir reden hier nicht von einer Doktorarbeit manchmal sind es nur die kleinen Dinge. Einen Brief zum Briefkasten bringen zum Beispiel, ein kurzer Anruf oder den Müll rausbringen aber wenn ich in diesem Zustand der Überforderung bin könnte es auch eine Marsmission sein und sie werden nicht leichter oder schwerer zu erreichen. Es sind meine gewöhnlichen Aufgaben im Alltag. Ich weiß immer was ich zu tun habe, was dringend erledigt werden muss und auch bis wann. Aber häufig sitze ich die Zeit ab bis es fast zu spät ist, unfähig irgendwas zu tun und innnerlich wächst der Stress. Ich merke wie ich mir selber ein Bein stelle, aber ich kann nur von Außen zugucken und nicht beeinflussen, dass ich mich wieder von diesem Gefühl übermannen lasse.


Ich bin ein geselliger Mensch, aber ich bemerke häufig, dass mich zwischenmenschliche Kontakte übermäßig anstrengen. Die stetige Angst abgelehnt und verletzt zu werden führt mich regelmäßig in die Überforderung, obwohl die Angst häufig unbegründet ist und ich mir damit mein Leben immer weiter ein Stück schwerer mache. Dann kommt ein Tag an dem ich einen Arzttermin habe, das ist kein Problem ich hab ihn nicht vergessen, ich vergesse eigentlich nie einen Termin. Aber manchmal hat einer der medizinischen Fachangestellten und der Anmeldung einen schlechten Tag oder zu viele nervige Patienten vor mir gehabt und kommt mir richtig blöd. Eigentlich kann ich nichts dafür aber trotzdem fühle ich mich schuldig und hab das Gefühl irgendwas falsch gemacht zu haben. Und wieder überrollt mich die Überforderung und ich versuche nur die Situation durchzustehen und dann in Ruhe im stillen Kämmerlein zusammenzubrechen. Natürlich verbessert es die Lage für ähnliche Situationen in der Zukunft nicht gerade.

Es gibt so viele Situationen in denen ich mir das Leben selber schwer mache dadurch, dass ich einfach nicht anfangen kann etwas zu tun und wichtige Aufgaben zu erledigen. Am Ende ist alles übermäßig stressig und erst recht wieder Raum für Überforderung. Das sind Momente in denen ich mich selber richtiggehend ablehne ja manchmal sogar Hass verspüre. Warum kann ich nicht einfach das tun was ich tun muss? Das was von mir erwartet wird, was normal ist. Ich werfe mir selber vor, dass ich mir das Ganze nur einbilde, dass ich es mir nur einfach mache. Aber jetzt mal ganz im Ernst... macht es das wirklich leichter und einfacher wenn ich den ganzen Tag im Zimmer sitze und weiß ich muss was dringend erledigen es aber nicht tue? Ist es nicht viel besser einfach schnell die Sache zu erledigen und danach entspannt die freie Zeit genießen zu können?!

Ich habe eigentlich ein gutes Gespür dafür was ich mir einbilde und was wirklich da ist, aber in Selbstkritik war ich schon immer sehr gut. Ich weiß, dass das was ich wahrnehme nicht der Normalität entspricht. Manchmal ist mein Kopf einfach nur gefüllt von irgendwelchen (gesellschaftlichen) Anforderungen, die ich von außen bekomme oder auf mir spüre, obwohl sie mir niemand ins Gesicht gesagt hat. Das kann vieles sein ob es einfach nur Zähneputzen am Morgen und Duschen ist oder, dass ich auf Nachrichten antworte, (am Besten noch am gleichen Tag), immer nett zu Anderen, eigene Bedürfnisse zurückstecken und dann natürlich noch eine ausgewogene Ernährung und ein sportlicher Lebensstil... Am besten ist es überhaupt keine Schwächen zu zeigen, obwohl ich manchmal das Gefühl hab nur aus solchen zu bestehen. Ich hab das Gefühl ich streng mich an und ich streng mich an und immer mehr, aber ich schaffe es nie die anderen einzuholen. Normal zu sein. Nicht diese Tage zu haben an denen mir alles zu viel ist. Rauszugehen, unter Menschen und nicht das Gefühl zu haben dass alle Eindrücke mich überfordern und ich am liebsten einfach nur in Tränen ausbrechen würde. Was das Ganze auch noch erschwert ist wenn man Menschen um sich herum hat, die einem nicht das Gefühl geben, dass meine Bedürfnisse nicht so wichtig sind wie die der Anderen. Das verstärkt das Gefühl des Überfordertsein und bietet dadurch, mit meinem normalen Alltag, eine Spirale aus der ich nicht entkommen kann. Wenn ich mich auf eines verlassen kann, dann dass die Überforderung immer wieder zu mir zurückkommt. Und Nein, das ist kein persönlicher Wunsch, sondern die Realität so wie ich sie wahrnehme. Ich will nicht überfordert sein aber ich habe gelernt, dass die Überforderung und ich leider häufig zusammenkommen. Ich frag mich so oft warum das so ist. Und ich will, dass es anders ist aber der Wille alleine reicht nicht. Was ich dafür brauche gilt es noch herauszufinden.


Viele dieser Gedanken und Gefühle treffen auch auf meinen Alien im Spiegel zu. Nur leider ist es nicht nur die Zeit zu der ich in den Spiegel schaue, sondern vielmehr mein kompletter Alltag, mein komplettes Leben. Ich hab festgestellt, dass ich mich häufig anders fühle als andere Menschen, dass das auch manchmal irgendwo gut ist. Aber es gibt allzu oft Situationen in denen ich mir nicht sicher sein kann ob ich das so gutheißen kann wie ich bin. Das Leben, mein Leben lastet schwer auf meinen Schultern und ich weiß nicht wie ich mein ganzes Leben lang, ja nur die nächsten Jahre die Kraft aufbringen soll dieses zu tragen. Wenn es schon Aliens im Spiegel gibt warum dann nicht auch Zeitmaschinen. Ich hätte nichts dagegen wenn mein Zukunfts-Ich aus dem Jahre 2050 zu mir kommt und mir ein paar Tipps gibt, vielleicht auf die Schultern klopft und sagt: „Du machst deine Sache echt gut“. Weil Niemand kann mir hier und heute die Kraft geben, die mir mein Zukunfts-Ich zusprechen könnte. Ich meine wenn ich in 30 Jahren zufrieden bin, glücklich und mich heute in meiner Situation unterstützen kann, dann bedeutet das so viel mehr als alle Menschen um mich herum mir bieten können. Dann weiß ich, dass ich es geschafft habe. Dass ich nicht versagt habe und dass ich nicht falsch bin. Dass ich meinen Weg im Leben gefunden habe und nicht von der Last des Lebens erdrückt wurde. Denn ich bin echt und ich bin es wert zu leben auch wenn ich das selber zu oft nicht sehe.

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